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Transparenz und Aufklärung von jeder Art von Missbrauch im Yoga!

Transparenz und Aufklärung von jeder Art von Missbrauch im Yoga! - FindeDeinYoga.org

Missbrauch kann viele Facetten haben: körperlich, verbal, emotional und sexuell; und da die Fälle in allen Aspekten des Lebens auftreten können, kommen sie auch im Yoga vor.

In den letzten Jahren kamen immer mehr sexuelle Missbrauchs-Fälle von Yoga-Größen ans Tageslicht, wie beispielsweise Bikram Choudhury (Gründer von Bikram Yoga), John Friend (Gründer von Anusara Yoga) oder K. Pattabhi Jois (einer der Väter des Ashtanga Yoga), denen Tausende von Yogalschüler*innen zuvor ihr Vertrauen schenkten. Vor geraumer Zeit wurde bekannt, dass auch Swami Vishnudevananda (einer der geistigen Väter der Sivananda Yoga Vedanta Organisation und Yoga Vidya), Menschen zum Sex genötigt haben soll.

Wacht auf, klärt auf, unterstützt die Opfer und stoßt die Täter von den Sockeln! Es geht um die Glaubwürdigkeit, es geht um Vertrauen und es geht um den Ruf und das Ansehen von Yoga.

Ein Aufruf von Sandro Schott, ehemaliger Betreiber von Finde Dein Yoga

Im Yoga finden mehr und mehr Menschen aus allen Teilen der Welt eine geistige Heimat. Eine Heimat, die vermeintlich abseits von Egoismus, Kapitalismus, Unterdrückung, Hass und Neid eine Reise zu Frieden, Harmonie, Glück und Gesundheit sein kann. Jedes System, jeder Ansatz, jede Idee braucht charismatische Menschen, die sie weitertragen, die andere Menschen begeistern und die Idee weiterentwickeln. Im Yoga nennt man diese Menschen Gurus (Lehrer, spiritueller Führer; „gu“ = „Dunkelheit“ und „ru“ = „beseitigen“).

Als ich 2010 meine vierwöchige Ausbildung zum Yogalehrer bei einer der weltweit größten Yogaschulen, der Sivananda Yoga Vedanta Organisation begann, war ich begeistert, wie einfach es doch sein kann, bei sich selbst an zu kommen. Da war ein riesiger Werkzeugkasten an Methoden, Techniken und Denkansätzen, die sich hinter dem kleinen Wort Yoga versteckten und die mir halfen, geistig und körperlich ruhiger zu werden und meinen inneren Frieden zu finden.

Während der Ausbildung wurde mir nahegelegt, mein Ego nicht so ernst zu nehmen, meinen Geist zur Ruhe kommen zu lassen und zu vertrauen. Dem Weg zu vertrauen, den Techniken zu vertrauen, und auch den Gurus zu vertrauen. Mit meiner ostdeutsch-kommunistischen Biografie und der deutschen nationalsozialistischen Geschichte im Hinterkopf hatte ich insbesondere mit dem „blinden“ Vertrauen so meine Schwierigkeiten.

Im Mittelpunkt aller Lehren während der Ausbildung standen in der Sivananda-Tradition zwei Gurus:

  • Swami Sivananda (1887 - 1963), indischer Arzt, der viele Arme kostenlos heilte, spiritueller Meister, der über 200 Bücher schrieb.
  • Swami Vishnudevananda (1927 - 1993), der von Sivananda als junger Mann nach Amerika geschickt wurde, um Yoga zu verbreiten. Vishnu Devananda machte sich nicht nur mit seinem Hippie-Flugzeug einen Namen als „Fliegender Swami“. Er verstand früh, dass je mehr Menschen Yoga machen, desto weniger Menschen würden eine Waffe in die Hand nehmen. Deshalb vereinfachte und standatisierte er die Ausbildung zur Yogalehrer*in.

Diese beiden Gurus waren nicht nur als Bilder in allen Räumen präsent, sondern schwebten eigentlich über allem - in Mantren, Erzählungen, als Vorbilder. Sie waren eigentlich schon mehr Götter als Menschen. Dies fühlte sich für mich komisch an, aber die beiden schienen ja wirklich was Großes auf die Beine gestellt und was Gutes für die Menschen getan zu haben.

Der Weg, die Techniken, meine Ausbildenden und die Vorbilder überzeugten mich. Ich war und bin immer wieder begeistert, wie dieser Weg und die verschiedensten Techniken des Yoga Gutes für mich bewirken. Auch bei den meisten Gurus wurde mein Vertrauen nicht enttäuscht. Ich traf Menschen, die ihr ganzes Leben der Yoga-Idee widmeten, die sich von allen weltlichen Dingen, wie Geld, Familie, Liebe, Sex, körperlicher Nähe, etc. losgesagt haben, um inneren und äußeren Frieden zu stiften.

Dass es nicht allen Yogis so erging, wurde mir das erste Mal 2018 bewusst. Beim Abendessen während eines Yogaretreats im Sivananda Ashram in Österreich erfuhr ich von Swami Akhandananda Saraswati aus dem australischen Satyananda-Ashram in Mangrove Mountain. Er wurde in 35 Fällen des sexuellen Missbrauchs gegen vier Mädchen angeklagt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Es wurde auch berichtet, dass die Bewohner*innen des Ashrams den Missbrauch eher als Privileg denn als Verbrechen angesehen hätten. So erklärte ein weibliches Opfer während der Anhörung, dass sie nicht über den sexuellen Missbrauch gesprochen habe, weil sie nach Verständnis des Ashrams als die Verbrecherin angesehen worden wäre.

So etwas passte nicht in meine Yoga-Welt und ich war zutiefst erschüttert. Sexueller Missbrauch, Yogis die den Täter decken und bei denen die Opfer als Verbrecher*innen angesehen werden. Aber es war sehr weit weg, in Australien. Bei uns und in meiner Yoga-Tradition war so etwas unmöglich. So dachte nicht nur ich.

Danach wurden immer mehr Fälle von sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch durch viele Yogagrößen bekannt, bis auch 2019 die Missbrauchsfälle von Swami Vishnudevananda – der in meiner Yogatradition als großer Meister verehrt wird – ans Licht kamen.

 

Heute stehen wir meiner Meinung nach an einem Scheideweg

Wir sollten endlich anfangen uns um die Menschen zu kümmern, die wie ich vertraut haben, sich geöffnet haben und missbraucht und gedemütigt wurden oder auf anderer Weise Leid erfahren haben. Wir sollten uns darauf konzentrieren Yoga zu lehren und aufhören Personenkult zu betreiben. Wir sollten aufhören, in Traditionen und Richtungen zu denken, die sich gegenseitig Konkurrenz machen.

Yoga fußt auf Vertrauen! Wie soll ich denn loslassen können und mein Ego überwinden, wenn ich nicht darauf vertrauen kann, dass das nicht ausgenutzt wird oder ich im Notfall keine Unterstützung durch die Menschen im Umfeld des Missbrauchs erhalten kann. Wie kann ich denn Vertrauen, wenn weiter Bilder eines Vergewaltigers an der Wand hängen oder einem über eine Webseite anlachen.

Yoga hat so viel Gutes zu bieten und kann uns allen helfen, bewusster, gesünder und glücklicher durch das Leben zu gehen. Es braucht Menschen, die Methoden und Techniken weiterentwickeln und an die aktuellen Lebensweisen der jeweiligen Menschen anpassen. Aber es braucht keine Verherrlichung von Menschen, keine absoluten Vorbilder, keine Macht einzelner.

Bitte hört auf zu versuchen, den sexuellen Missbrauch im Verhältnis zum restlichen Lebenswerk der Gurus kleinzureden. Das Nicht-Verletzen (Ahimsa) ist nicht umsonst die erste Regel in Patanjalis Yoga-Sutra. Diese Regel gilt für alle Menschen, Gurus miteingeschlossen.

Bitte hört auf mit einem Personenkult, der dem Vertrauen in Yoga schädigt. Stellt die Gurus nicht auf Sockel, denen Sie als Menschen nicht gerecht werden können. Lasst uns eine gesunde Art der Wertschätzung und Anerkennung finden. Lasst alle Geister ruhig werden.

Was wir tun können?

Wir möchten mit der Plattform Finde Dein Yoga zur Aufklärung über Yoga beitragen. Dafür gehört für uns auch die Auseinandersetzung mit der dunklen Seite von Yoga. Ein erster Schritt ist gemacht und ich habe über meine persönliche Auseinandersetzung mit den schwerwiegenden Vorwürfen geschrieben. Nun seid ihr dran, schickt uns Erfahrungsberichte, Blog-Artikel, Links oder auch für alle interessante Zeitungsartikel. Diese sammeln wir in der Liste unten. Dabei geht es nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern alle Arten von Missbrauch (verbal, körperlich, emotional, Missbrauch von Macht, etc.).

Außerdem haben wir eine Sammlung über aus unserer Sicht problematische Yogaangebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz angelegt. Profile von diesen Yoga-Anbietern solltest du auf Finde Dein Yoga nicht finden. Solltest du doch mal eines sehen, melde uns dies bitte umgehend. Diese Liste ist nicht vollständig und beruht auf unserer Auswahl. Wenn wir weitere Anbieter aufnehmen sollten, melde uns auch dies bitte. Den Artikel zu „Problematischen Yoga-Anbietern“ findest du hier.

Hier unser Appel an dich: sei stets achtsam und achte auf dein Gefühl. Wenn du dich unwohl fühlst oder du Dinge sagen, machen oder denken sollst, die du nicht möchtest, dann geh!

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Quellen

Swami Vishnudevananda

Wir haben uns hier auf Swami Vishnudevananda fokussiert, da im Laufe der Jahre mehr als 64.000 Menschen allein bei der Sivananda Yoga Vedanta Organisation und Yoga Vidya mit dem Bild von Swami Vishnudevananda an der Wand ausgebildet wurden.

Vorwürfe

Umgang

Internationalen Sivananda Yoga Vedanta Zentren (seit 1969 haben über 46.000 zertifizierte YogalehrerInnen die Teacher’s Training Courses verlassen – jährlich kommen ca. 1.000 Absolventen hinzu)

Yoga Vidya (seit 1992 schon über 18.000 Yogalehrer erfolgreich ausgebildet)

Swami Vivekananda Saraswati

Pattabhi Jois

Agama Yoga

Yogi Bhajan

Swami Vishwananda

Yoga Vidya

weitere Quellen und Zeitungsartikel

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Text von: Sandro, ehemaliger Betreiber von Finde Dein Yoga

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