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Interview: Zwischen Yoga & Projekten – wie lebst Du Deinen slow Lifestyle

 Interview: Zwischen Yoga & Projekten – wie lebst Du Deinen slow Lifestyle - FindeDeinYoga.org

Yoga macht fit und gelassen. Was zunächst wie ein Werbeslogan anmutet ist Claudias Grundüberzeugung. Schon seit Mitte der 90er – als Yoga noch weitestgehend unbekannt in unseren westlichen Breitengraden war – praktizierte sie Yoga und hat es zu einem festen Bestandteil ihres Lebens gemacht. Mittlerweile ist es nicht mehr nur Hobby, sondern auch Beruf und wie es genau dazu kam, erzählt Claudia von yourtimeout in einem Interview. 

Wie bist Du eigentlich zum Yoga gekommen und warum ist die Entscheidung gefallen aus einem anfänglichen Hobby einen Beruf zu machen?

Schon als Teenager kam ich mit Yoga in Berührung. Eine Freundin meiner Mutter empfahl uns ihren Yogakurs, weil ich solche Schwierigkeiten hatte, mich in der Schule zu konzentrieren. Ich besuchte den Kurs mit den älteren Damen (die vermutlich alle so alt waren, wie ich heute ;-)) und hatte richtig Spaß an den Übungen. Das mit der Konzentration hat sich jedoch nicht gebessert, weil der Fokus in dieser Gruppe (oder von mir?) mehr auf dem körperlichen  als auf dem meditativen Aspekt lag. Gott sei Dank muss man sagen, denn damals hätte ich mich für Meditation bestimmt nicht begeistern können. Nachdem die Kursleiterin den Kurs aufgelöst hatte, suchte ich lange nach Alternativen, was in den 80er Jahren wirklich schwierig war. Ich landete sogar in einem sehr spirituellen Kurs und nahm befremdet wieder Reis-Aus. Es kam zu einer großen Yogapause bis in die Mitte der 90er. Als dann die „Brigitte“ eine Videokassette auf Ihre Zeitung aufgespendet hat, kam ich wieder zu einer regelmäßigen Praxis zu Hause und war erneut ganz begeistert. Über die Jahre praktizierte ich viele Yoga-Stile und je tiefer meine Einblicke wurden, desto mehr faszinierte mich auch die entspannende Wirkung, die Yoga auf meinen Geist hatte. Mittlerweile war ich berufstätig und zuletzt in führenden Positionen in diversen Dialogmarketing-Jobs tätig, die mir immer Freude bereiteten. 2008 wurde ich Mutter von Zwillingen und ging schnell wieder arbeiten. Natürlich hatte ich alle Hände voll zu tun, wollte alles perfekt machen und jedem gerecht werden. So rannte ich zwischen meiner Familie, dem Job, dem Haushalt, Freunden und vielen anderen Verpflichtungen hin und her. Als schließlich meine Gesundheit von einem Burnout bedroht wurde, musste ich die Reißleine ziehen. Ich kündigte meinen Job als Abteilungsleiterin und suchte nach einer Möglichkeit, mein hektisches Leben zu verändern. Auf dieser Suche begegnete ich der Idee der Yogalehrer-Ausbildung.

Wie wirkt sich Yoga aus Deiner Sicht auf Körper und Geist aus?

Yoga macht fit, aber nicht nur das. Es bewahrt mich vor Rückenschmerzen und Verspannungen. Mittlerweile profitiere ich auch geistig sehr. Ich habe meine komplette Lebenseinstellung geändert. Früher war ich ein Kontrollfreak, der von vielen Ängsten und Sorgen über die Zukunft gefangen war. Heute bin ich viel gelassener, weil es mir (meistens) gelingt, den Moment in vollen Zügen zu genießen und mir ganz bewusst zu machen, wie gut es mir eigentlich geht. Und zwar in aller Bescheidenheit: Ich brauche auch nicht mehr viel, um glücklich zu sein. Ein Dach über dem Kopf und jeden Tag etwas zu Essen ist schon etwas für das wir sehr dankbar sein müssen. Ich habe endlich aufgehört immer mehr zu wollen, höher und weiter zu streben. Und ich liebe es heute erleben zu dürfen, wie mit dieser Lebenseinstellung einem die Dinge viel mehr zufliegen als früher, wo ich so viele Dinge erzwingen wollte. Auch Meditation ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben und eine stetige Quelle der Kraft und Ruhe. Wenn ich einige Tage nicht praktiziere, merke ich das jedoch auch sehr schnell. Ich bin dann gereizter und auch Verspannungen stellen sich wieder ein. Es gibt leider keinen Yoga-Kredit den man aufnehmen und abstottern kann. Practice, practice and all is coming (K. Pattabhi Jois)

Gibt es auch Yogaformen, die Deiner Meinung nach einen Slow Lifestyle besser unterstützen als andere?

Absolut. Auch im Yoga hat das Prinzip „höher, schneller, weiter“ leider nicht Halt gemacht. Wenn man die sozialen Medien verfolgt, gibt es so viele Yogis, die mit den verrücktesten Haltungen auf sich aufmerksam machen und den Ehrgeiz der Schüler anfeuern. Leider führt das manchmal dann zu den Schreckensberichten in der Presse, dass Yoga zu Verletzungen führen könne. Ich will damit nicht sagen, dass diese Haltungen per se schlecht sind. Sie brauchen aber saubere und teilweise langjährige Vorbereitung, um gut und sicher ausgeübt werden zu können. Ich würde mich bzgl. SlowLife hier nicht unbedingt auf einen Stil beschränken wollen. Viel mehr würde ich sagen, dass es sehr auf den Lehrer ankommt, wie der jeweilige Stil praktiziert wird. Letztlich kann man aber sagen, dass mit Sicherheit Yin-Yoga uneingeschränkt und sehr gut zum Thema Slow Lifestyle passt.

Du gibst im Sommer auch Yogakurse im Freien. Was macht die Kombination aus Yoga und Natur für Dich so besonders?

Yoga im Freien und in schöner Umgebung ist etwas ganz Besonderes, bei dem alle Sinne angesprochen werden. Was gibt es Herrlicheres als beim Yoga den Blick über einen See oder in wunderschöne Eichenbäume oder in den blauen Himmel schweifen zu lassen? Oder die Natur in Form von Sonnenlicht, Wind aber auch mal Regen auf der eigenen Haut zu spüren und zu riechen. Gleichzeitig ist es eine gute Übung ganz bei sich zu sein. Natürlich gibt es dort auch Geräusche, Insekten …. – Dinge die wir im Alltag allzu oft in Schubladen mit der Aufschrift „Störung“ einsortieren. Und hier kann man wunderbar üben, neutral und wertfrei zu bleiben. Ein Geräusch ist ein Geräusch und eine Ameise eine Ameise. Nichts, was uns umbringt und nur etwas das Da-Ist und zum Leben gehört. Je mehr man das so betrachtet und bei sich bleibt, desto weniger stört es einen auch. Ich kann es nur Wärmstens empfehlen. Besucht uns gerne im Sommer am Steinsee….

Als zweifache Mama, Yogalehrerin und Projektmanagerin ist Dein Alltag sicher sehr durchgetaktet. Wie schaffst Du es, Dir noch Zeit für Deine eigene Yogapraxis zu nehmen?

Ich habe mir bewusst einen Zweitjob ausgesucht, der diesen Freiraum lässt, dabei gegenüber früher bewusst finanzielle und inhaltliche und im Hinblick auf Verantwortung „Einbußen“ in Kauf genommen. Da die Kids um 7.45 Uhr das Haus verlassen und mein Büro-Job i.d.R. erst im 10 Uhr beginnt, bleibt dazwischen fast immer Zeit für die Yoga-Praxis – auch wenn ich das nicht endlos ausdehnen kann. Wenn es mal nicht klappt, dann übe ich mich darin, mich nicht darüber zu ärgern und zu sehen, das ich dafür nun gute Gründe hatte. Obwohl das beim Verzicht auf meine Praxis nicht immer ein leichtes Unterfangen ist ;-).

Gibt es bestimmte Rituale, die Du regelmäßig pflegst, um Dir ruhige und achtsame Momente im Alltag zu schaffen?

Es gibt tatsächlich 2 wichtige Rituale, von denen ich mich konsequent niemals abbringen lasse. Das eine ist meine Kuschel-Runde mit meinen Kids. Ich stehe als erstes auf und kuschel mich nochmal 10 Minuten ins Bett meiner kleinen Mäuse. Das zweite ist mein Morgen-Tee. Ich trinke morgens eine Kanne grünen Tee. Diesen genieße ich acht- und langsam und lasse mich davon möglichst nicht aus der Ruhe bringen. Oft tobt das Leben um mich herum, aber ich sitze da und genieße meinen Tee. Ich dachte mir mal, wenn der Tag mit „abwarten und Tee-Trinken“ beginnt, dann ist das ein wunderbarer Start. Außerdem höre ich regelmäßig mit den Kindern zusammen ihre Meditationen und Phantasiereisen, die sie mal zusammen mit ihrem Papa für mich aufgenommen haben. Eine wahre Oase der Ruhe und Glückseligkeit.

Liebe Claudi, herzlichen Dank für diesen Einblick in Deinen ganz persönlichen slow Lifestyle, der viele schöne Anregungen und Inspirationen mit sich bringt.

Das Interview führte die Bloggerin Stephanie Poggemöller vom Blogazine yourslifestyle.de

Claudia Martin

Web: Your Timeout
Email: claudia[at]yourtimeout.de

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