1 von 5 Yogis übt Yoga, um sich weniger allein zu fühlen!
In einer Studie von Eventbrite wurden 2.000 Yogis befragt. Die fünf häufigsten Gründe, Yoga zu praktizieren, sind für die Befragten: Entspannung, Stärkung der körperlichen und geistigen Gesundheit, Stressabbau, Stärkung des Glücksempfindens und ein gewisser Trainingseffekt. 1 von 5 Yogis (21%) übt Yoga, um sich weniger alleine zu fühlen.
Was ist Einsamkeit?
Einsamkeit ist das Alleinsein. Alleinsein kann einem gut tun, wenn man sich selbst näher kennenlernen möchte. In der Einsamkeit kann sich der Geist erholen, und es können sich die Gedanken ordnen. So kann man neue Kraft schöpfen, seine Bedürfnisse erfahren und wieder kreativ werden.
Einsamkeit, gerade über einen langen Zeitraum, wird aber oft negativ erlebt, als Verlassenheit, Vereinsamung und Isolation. Einsamkeit hat nichts mit der An- und Abwesenheit von Menschen zu tun, denn auch in einem Raum voller Menschen kann man sich einsam fühlen. Es beschreibt das Gefühlm nicht anerkannt, beachtet und gebraucht zu werden. Wir fühlen uns einsam, wenn wir nach sozialem Anschluss und emotionaler Bindung suchen. Die soziale Einsamkeit gilt als einer der größten Risikofaktoren für Depression.
Jüngere Menschen unter 30 fühlen sich häufiger einsam.
In Deutschland fühlt sich knapp jeder zehnte Bürger einsam. Im Jahr 2017 gaben 9,5% der Befragten in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) an, sich einsam zu fühlen. Eine Steigerung des Anteils gab es in den letzten 4 Jahren nicht. Aber bei der Einsamkeit handelt es sich um ein gravierendes gesellschaftliches Problem. Besorgniserregend ist die Entwicklung in den jüngeren Altersklassen. Bei den 20- bis 29-Jährigen hat die Einsamkeit stärker zugenommen als bei den über 60-Jährigen. Bei den Jüngeren gaben 29% einen schlechteren Wert an als 2013. Ein Grund kann ein, dass in diesem Alter oft der Auszug aus dem Elternhaus oder ein Umzug stattfindet und eine Ausbildung oder ein Studium aufgenommen werden. Menschen, die sich einsam fühlen, weisen meist eine höhere Anfälligkeit für physische und psychische Krankheiten auf.
Gemeinsam statt einsam!
Vom 10. bis zum 20. Oktober findet in Deutschland die Woche der seelischen Gesundheit statt mit dem Motto: Gemeinsam statt einsam – seelisch gesund zusammen leben. Am 10. Oktober war zudem der internationale Tag der seelischen Gesundheit. In diesem Zeitraum finden verschiedene Veranstaltungen, Workshops, Fachvorträge und Aktionen rund um das Thema seelische Gesundheit statt. Ziel aller Veranstaltungen ist es, über psychische Krankheiten aufzuklären und Berührungsängste und Stigmatisierungen abzubauen. Das Bewusstsein von der Bedeutung des Seelischen Wohlbefindens soll gefördert werden. Mehr Infos zur Aktionswoche findest du hier.
Yogakurse gegen Einsamkeit!
Wie eingangs schon erwähnt, gehen viele Schüler*innen in die Yogakurse um ihre körperliche und geistige Gesundheit zu stärken und sich weniger allein zu fühlen. Das sollte sich jeder Yoga-Lehrende immer wieder vor Augen führen - die Schüler kommen nicht nur wegen euch, weil ihr so fantastisches Yoga unterrichtet, sondern auch oder gerade wegen der Gruppenzugehörigkeit.
Das zeigte die Studie auch: 56% der Befragten, die in einer Gruppe Yoga üben, fühlen sich nach einem Kurs sehr glücklich. Bei denjenigen, die Yoga alleine für sich üben, waren es nur 36%. Das ist vielleicht auch eine der Erklärungen dafür, warum das Üben mit Youtube zwar auch gut tun kann, aber nie den Yogakurs und das Gruppengefühl ersetzt.
Beim Yoga kann man lernen Ruhe ins sich selbst zu finden.
So dass man allein-sein auch als positives wahrnimmt. In unserer Gesellschaft holen wir uns unser Selbstvertrauen oft über das Feedback von anderen. Wenn wir Bestätigung durch andere bekommen, fühlen wir uns gut und sind wertvolle Mitglieder der Gesellschaft. Wenn Menschen lange alleine sind, werden sie in unserer Vorstellung eher komisch. Deshalb wird das Alleine sein mit Einsamkeit gleich gesetzt. Beim Yoga können wir lernen, dass wir wir unsere Ruhe, Stärke und Selbstvertrauen aus uns selbst beziehen können. Es gibt sehr viele Menschen, die sich über Tage, Monate, oder Jahre zu meditieren zurückgezogen haben. Diese kamen oft gestärkt zurück und waren in sich ruhend, fokusiert und nicht einsam.
Aufmerksamkeit gegen Einsamkeit als Yogalehrender
Ich erlebe es immer wieder, gerade in größeren Yogastudios in Großstädten, dass die Kurse zwar voll, aber auch sehr anonym sind. Es wird kaum miteinander gesprochen und nach dem Kurs kann ich mich an so gut wie niemanden erinnern und kehre schnell in meinen Alltag zurück. Das kann man gut finden, oder auch nicht, dafür gibt es ja so viele verschiedene Kurse und Yogaarten, wo für jeden das richtige dabei ist.
Aber ich möchte einen kleinen Appell starten an euch Yogalehrer dort draußen. Es ist die Woche der seelischen Gesundheit und vielleicht kann ja jeder einen kleinen Beitrag für das Miteinander und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe leisten und so vielleicht eine Hilfe für jemanden sein, der sich gerade einsam und allein fühlt.
- Baue Partner- oder Gruppenübungen in deinen Yogakurs ein. Ja, ja ich weiß, das mag nicht jeder. Aber z.B. das einfache Ausstreichen des Rückens in der Haltung des Kindes oder das leichte Schaukeln von links nach rechts des unteren Rückens im Liegen ist angenehm, baut Hemmschwellen ab und kann das Eis in der ersten Kontaktaufnahme brechen.
- Singt Mantras oder das OHM zusammen. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Dabei kannst du deinen Yogis die Anweisung geben, bei sich selbst zu bleiben, aber gleichzeitig auch auf die Gruppe zu hören, so dass eine „gemeinsame Stimme“ entwickelt wird.
- Nimm dir Zeit für Gespräche nach dem Yogakurs, z.B. beim Trinken eines gemeinsamen Tees. Wenn du merkst, dass von alleine keine Gespräche untereinander entstehen, kannst du hier auch ein bisschen moderieren.
- Sprich Teilnehmer an, bei denen du merkst, dass etwas nicht stimmt. Nimm dir einen kurzen Augenblick um dir die Probleme anzuhören und verweise gegebenenfalls auf Anlaufstellen und Hilfe in der Umgebung.
Hast du weitere Ideen, was Yogalehrende gegen Einsamkeit tun können? Dann immer her damit – ich freue mich über Feedback und nehme gerne weitere Ideen mit auf! mail[at]findedeinyoga.org.
Maria und Sandro, ehemalige Betreiber der Yogaplattform Finde dein Yoga (2017-2023).