Ayurveda und Yoga sind Schwesternwissenschaften. Beide haben ihren Ursprung in Indien. Die ältesten schriftlichen Hinweise des Ayurveda sind 2.000 Jahre alt, Vermutungen legen jedoch nahe, dass der Ursprung sogar bis zu 5.000 Jahre zurück liegt. Yoga ist ungefähr genauso alt.
Als eine der ältesten traditionellen medizinischen Wissenschaften des Menschen, ist das Ayurveda ein ganzheitliches Gesundheitssystem. Übersetzt bedeutet Ayurveda „Wissen vom langen, glücklichen und gesunden Leben“.
Das Ziel des Ayurveda ist es zu erkennen, was deine Gesundheit fördert und was nicht. Der Yoga ist eine alte Erfahrungswissenschaft, dessen ultimatives Ziel es ist, den Geist zu beruhigen und dadurch unser wahres Selbst zu erkennen.
Yoga und Ayurveda – eine jahrtausendealte Verbindung
Die Verbindung von Yoga und Ayurveda geht zurück bis auf die Veden. Viele tausende Yoginis und Yogis haben seither die Verbindung von Yoga und Ayurveda gepflegt: Die Hatha Yoga Pradipika, eine der wichtigsten Yogaschriften, beschreibt den Effekt vieler Yoga-Übungen mit ayurvedischen Begrifflichkeiten und nennt ihre Auswirkungen auf die
- Doshas (Bioenergien des Ayurveda),
- Agni (Verdauungsfeuer) und
- Ama (Unverdautes).
T. Krishnamacharya, der als Lehrer von B.K.S. Iyengar, Patthabi Jois oder T.K.V. Desikachar den Yoga, wie wir ihn hier im Westen kennen, maßgeblich geprägt hat, studierte Ayurveda und bereitete viele ayurvedischen Rezepturen zu. Geeta Iyengar, Tochter von B.K.S. Iyengar und Autorin von „Yoga für die Frau“ hatte einen Doktorinnentitel in Ayurveda und hielt sehr viel von der Verbindung von Ayurveda und Yoga.
Wie kannst Du das ayurvedische Wissen in deine Yogapraxis einfließen lassen?
Der Ayurveda basiert auf der Dosha-Lehre, die dir hilft, Prozesse in der Welt und in dir besser zu verstehen und einzuordnen. Diese stützt sich auf die 3 Doshas (Bioenergien): Vata, Pitta und Kapha.
Vata und Yoga – immer in Bewegung
Vata ist das Bewegungsprinzip des Ayurveda und setzt sich aus den Elementen Raum und Luft zusammen. Es ist daher geprägt von Leichtigkeit und Bewegungsdrang. Vata in Balance zeigt sich in einer Tendenz zu Neugierde, Ideenreichtum, der Liebe zur Abwechslung und Neuem sowie Begeisterung. Hast du viel Vata in dir, liebst du es unterschiedliche Yogastile auszuprobieren. Ein zu hohes Vata resultiert jedoch in einem unruhigen Geist, Ängstlichkeit, einem Ständig-in-Bewegung-sein und der Schwierigkeit zur Ruhe zu kommen.
Wie kannst du ein hohes Vata durch deine Yogapraxis ausgleichen?
Vata ist Leichtigkeit und Bewegung, deshalb braucht es zum Ausgleich Erdung und Stabilität. Diese kannst du in ruhigen Yogastilen wie z.B. in Restorative oder Yin Yoga finden. Eine ganz ruhige Yogastunde fällt stark vata-getriebenen Yoginis am Anfang aber meist gar nicht so leicht. Du kannst daher versuchen zu kombinieren: Ein dynamischer Stundenanfang (z.B. Gentle Flow) befriedigt den Bewegungsdurst des Vata und der Rhythmus hilft deinen Gedanken zur Ruhe zu kommen. Ende deine Praxis mit erdenden Asanas (wie z.B. einigen Übungen aus dem Restorative Yoga wie Supta Baddha Konasana oder Viparita Karani).
Standhaltungen bringen außerdem die von Vata-benötigte Erdung und eignen sich gut für den Beginn deiner Yogastunde. Auch Pranayamaübungen wie die Wechselatmung (Nadi Sodhana) oder eine Mantrapraxis sind bei hohem Vata lohnend. Der umherspringende Geist, unter dem wir bei hohem Vata oft leiden, wird dadurch gezähmt.
Pitta und Yoga – immer weitermachen
Pitta ist das Feuerprinzip des Ayurveda und spiegelt die Elemente Feuer und Wasser wieder. Pitta steht für Transformation und Umsetzung und ist geprägt von Willensstärke, Klarheit, Richtung und Freude an Planung. Hast du viel Pitta in dir, bist du ständig am Tun, neigst zu einem hitzigen Gemüt und liebst Perfektionismus. Wahrscheinlich fällt es dir eher schwer aufzugeben. Leistungsdruck macht bei hohem Pitta meist vor der Yogapraxis nicht halt: Pitta liebt dynamische Übungsformen wie Vinyasa Flow, Ashtanga Yoga oder Bikram Yoga. Aber gerade Yogaformen, die innere Hitze produzieren, sind bei hohem Pitta nicht die Besten.
Wie kannst du ein hohes Pitta durch deine Yogapraxis ausgleichen?
Im Gegensatz zu vielen dynamischen Übungsformen ist eine beruhigende, entspannungsfördernde Praxis für Pitta (aus ihrer Sicht) oft zu wenig fordernd, aber ideal. Ätherische Öle wie Rose oder Lavendel sind für Pitta optimal, da Pittas sehr gut auf Düfte reagieren. In Savasana eingesetzt verstärken diese die beruhigende Wirkung. Eine gute Pranayamaübung für Pitta ist Sitali Pranayama, da es kühlend wirkt und innere Ruhe, vor allem in Zeiten von Wut und Aggression, die bei hohem Pitta auftreten können, bringt.
Aufgrund der präzisen Anleitungen wird Iyengar Yoga von Pitta mit einer Vorliebe für Genauigkeit sehr geschätzt.
Kapha und Yoga – immer gemütlich
Kapha ist das Stabilitätsprinzip des Ayurveda und spiegelt die Elemente Erde und Wasser wieder. Kapha ist geprägt von Ruhe, Gemütlichkeit, Gelassenheit und Zufriedenheit. Bei hohem Kapha hast du eher Probleme in die Gänge zu kommen und bevorzugst eher ruhige nicht zu herausfordernde Praxis.
Wie kannst du ein hohes Kapha durch deine Yogapraxis ausgleichen?
Kapha darf Yoga ruhig dazu nützen, um in Bewegung zu kommen, die stagnierende Energie ins Fließen zu bringen und durch anregendes Yoga ins Schwitzen zu kommen. Hierfür eignen sich Sonnengrüße, Vinyasa Flow Yoga oder Power Yoga sehr gut. Wärmende, aktivierende Pranayamaübungen wie Kapalabhati oder der Feueratem aus dem Kundalini-Yoga sind kapha-reduzierend.
Ayurveda ist ein Weg zu deiner Balance
Das Hauptziel des Ayurveda ist es dich zurück in deine Balance zu bringen. Wenn du die Doshas verstehst, hast du ein Werkzeug dich immer wieder zurück in dein Gleichgewicht zu bringen. Wie merkst du, ob du aus deiner Balance geraten bist? Ganz einfach: immer dann, wenn du dich nicht gut fühlst. Ayurveda möchte Krankheiten schon im Vorfeld verhindern. Daher geht es darum, zu spüren, welches Dosha gerade vorherrschend ist und wie du es ausgleichen kannst, um wieder in Balance zu kommen. Je nachdem kannst du deine Yogapraxis anpassen und mit dem ayurvedischen Wissen bereichern.
Rita Longin ist dipl. Ayurveda-Wohlfühlpraktikerin, Ernährungswissenschafterin und Yogini. Nach vielen Jahren in der „klassischen“ Ernährungswissenschaft hat sie den Ayurveda für sich entdeckt. Das Individuelle, auf das Ayurveda so großen Stellenwert legt, ist für sie sowohl in der Ernährung als auch in der Lebensgestaltung eine große Bereicherung geworden. Ayurveda hat nicht nur ihr, sondern auch vielen Personen in ihrem Umfeld bereits geholfen, wieder mehr Lebensfreude und -kraft zu erlangen. Rita liebt die Gesundheitsdefinition des Ayurveda: Gesund bist du, wenn du dich vollkommen wohl fühlst und in deiner Kraft bist – nicht nur in Abwesenheit von Krankheit. Sie gibt Kochkurse, Workshops und ayurvedische Anwendungen in und um Wien (Österreich). Rita bietet auch ayurvedische Online-Ernährungsberatung auf ihrer Homepage an.
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